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THALIA - Cinema . Coffee and Cycling

Kinoprogramm Donnerstag, 28.03.2024 - Mittwoch, 03.04.2024

Das Original ist besser!Slow (OmdU)

Do. Fr. Sa. So. Mo. Di. Mi.
15:30
16:00
22:00

Regie: Marija Kavtaradze, (Litauen/Spanien/Schweden), 2023

Darsteller: Greta Grinevičiūtė, Kęstutis Cicėnas u.a.

Slow (OmdU)

In ihrem atemberaubenden Liebesfilm erzählt die litau­ische Regisseurin Marija Kavtaradze voller Empathie und visu­eller Kraft von der Beziehung zweier Menschen auf der Suche nach einer gemeinsamen emotionalen und körperlichen Sprache. Die litauischen Schauspieler Greta Grinevičiūtė und Kęstutis Cicėnas glänzen als zwei Liebende mit Respekt für die gegenseitigen Grenzen, aber auch mit individuellen Wünschen. Ihr elegant choreografierter Tanz entlang vermeintlicher Barrieren ist eine bahnbrechende filmische Erkundung von Asexualität. Kavtaradze wurde dafür in Sundance mit dem Regiepreis ausgezeichnet und ging für Litauen ins Rennen um den Oscar für den besten internationalen Film.

Als Tanzlehrerin Elena bei einem Kurs für gehörlose Jugendliche dem Gebärdendolmetscher Dovydas begegnet, gibt es sofort eine Anziehung zwischen den beiden, eine unmittelbare Energie. Sie treffen sich wieder, verbringen Zeit miteinander, teilen erste Erinnerungen. Schnell bekommt ihre Freundschaft immer romantischere Züge. Doch als Elena auch Dovydas körperliche Nähe sucht, schreckt der zurück und offenbart ihr, dass er asexuell ist. Beide sind einander so wichtig geworden, dass sie trotzdem einen Weg als Paar finden wollen - mit einer Art von Intimität, die sich für beide richtig anfühlt.

Marija Kavtaradze über ihren Film „Sexualität ist ein so weites Feld, und ich glaube, es ist manchmal schwer, sich selbst genau einzuordnen. Deshalb habe ich mich auf diese speziellen Figuren konzentriert - ihre Liebesgeschichte und ihre Kämpfe.”

ak

Smoke Sauna Sisterhood

Do. Fr. Sa. So. Mo. Di. Mi.
18:00

Regie: Anna Hints, (Estland), 2023

Smoke Sauna Sisterhood

Eine verschneite Hütte tief in den estnischen Wäldern, im Innern dunkel und heiß. Hier treffen sich Frauen zum Saunieren im Rauch. Die alte Tradition bietet Raum für körperliche wie seelische Selbstreinigung. Die Rauchsauna als Freiraum, als Ort, an dem Frauen aller Alters- und Gesellschaftsschichten alles ansprechen können, was sie bewegt, beglückt oder fertig macht. Das Verhältnis zum eigenen Körper, der gesellschaftliche Druck, Wahrnehmung, Schönheitsnormen, Liebschaften, Schwangerschaften, Gewalterfahrungen.

An diesem geschützten Ort entsteht ein starkes Gefühl von Verbundenheit und Akzeptanz. Der Dokumentarfilm der estnischen Regisseurin Anna Hints zeigt in fast mystischen Bildern und mit großer Empathie, wie gemeinsames Saunieren Gemeinschaft stiftet, Sisterhood. Wie schön, dass die Tradition der Rauchsaunen von der UNESCO zum immateriellen Weltkulturerbe erklärt wurde.

Grit Dora

The Zone of Interest

Do. Fr. Sa. So. Mo. Di. Mi.
20:00 20:00 20:00 20:00 20:00 20:00

Regie: Jonathan Glazer, (Großbritannien/Polen/USA), 2023

Darsteller: Christian Friedel, Sandra Hüller, Johann Karthaus u.a.

The Zone of Interest

Die Leinwand bleibt einige Minuten schwarz, bei bedrückendem Sound, der schließlich in Vogelgezwitscher mündet, wenn der Blick auf eine idyllische Badeszene freigegeben wird. So beginnt Jonathan Glazers Bearbeitung von Martin Amis 2014 erschienem Roman „The Zone of Interest“, der das Alltagsleben der Familie von Rudolf Höss, des KZ-Kommandanten von Auschwitz, in den Blick nimmt.

Der Lagerleiter (gespielt von Christian Friedel), seine Ehefrau Hedwig (Sandra Hüller) und ihre fünf Kinder leben in einer Villa, deren riesiger Garten mit Gewächshaus und Pool direkt an die KZ-Mauer grenzt. Der britische Regisseur zeigt konsequent die andere, vergleichsweise wenig beleuchtete, private Seite der Täter. Er führt vor, wie die Frau des Kommandanten ihre kleinbürgerlichen Wohlstandsvorstellungen umsetzt, die zur Haus- und Gartenpflege bestimmten Häftlinge dirigiert und ihr Heim mit den Besitztümern der Menschen dekoriert, die der Massenvernichtung anheim gefallen sind. Das wirkt um so beklemmender, als Glazer auf Innenansichten des KZs verzichtet. Einzig Rauchschwaden und qualvolle Geräusche sickern wie entfernter Straßenlärm in die Scheinidylle der spielenden Höss-Kinder. Auf der Couch sitzt ein Vertreter, der versiert technische Details effizienter Verbrennungsanlagen darlegt. Als „Paradies“ soll Hedwig Höss ihr Heim in Auschwitz bezeichnet haben. Jonathan Glazer gelingt es, den inzwischen so abgegriffenen Arendtschen Ausdruck der „Banalität des Bösen“ zu aktualisieren, er zwingt, „dahin zu denken, wo es wehtut“. Ein formal äußerst ungewöhnlicher, herausragender Film. 2023 gab es dafür in Cannes den Großen Preis der Jury. »Zone of Interest« steht auch auf der Oscar Shortlist 2024 für den besten internationalen Film.

Grit Dora

Das Original ist besser!All of Us Strangers (OmdU)

Do. Fr. Sa. So. Mo. Di. Mi.
22:00 22:00

Regie: Andrew Haigh, (Großbritannien), 2023

Darsteller: Andrew Scott, Paul Mescal, Jamie Bell u.a.

All of Us Strangers (OmdU)

Das britische Kleinod »All of Us Strangers« gilt schon jetzt als einer der berührendsten Filme des Jahres 2024. Lose nach einem Roman von Taichi Yamada aus dem Jahr 1987 erzählt der Regisseur Andrew Haigh eine Geschichte über Liebe und Verlust.

Der Drehbuchautor Adam (Andrew Scott) lebt ein zurückgezogenes Leben. Als Harry (Paul Mescal) in sein Leben tritt, erfährt er nicht nur Neugierde und Leidenschaft, sondern trifft auch seine Eltern (Jamie Bell und Claire Foy) wieder. Da diese bereits vor 30 Jahren gestorben sind, als er 12 Jahre alt war, ist es merkwürdig, aber auch wunderschön. Adam nimmt diese gemeinsamen Stunden kurz vor ihrem Tod gerne an.

Andrew Haigh, der bisher mit queeren Stoffen u. a. in der Serie »Looking« aufgefallen ist, schrieb auch das Drehbuch dazu, verändert die Romanvorlage und holt sie ins Hier und Jetzt. Mit einem sicheren Gespür für die perfekte Auswahl der Darsteller und ihre gegenseitige Chemie erzählt er hier ein Drama, das sofort unter die Haut geht. Alle Gefühle der Protagonisten sind spürbar und erwärmen die Herzen des Publikums. Auch das Zeitreise-Element ist gut eingebaut, so dass man sich sofort in »All of Us Strangers« verliebt und ihn lange in sich trägt.

Doreen

English version with German subs

Das Original ist besser!Die Unschuld (OmdU)

Do. Fr. Sa. So. Mo. Di. Mi.
15:00
17:30 17:30

Regie: Hirokazu Kore-eda, (Japan), 2023

Darsteller: Sakura Ando, Eita Nagayama, Yuko Tanaka u.a.

Die Unschuld (OmdU)

Stellen Sie sich vor, »Das Lehrerzimmer« wanderte aus, sagen wir, nach Japan, wo ein beliebiges Missverständnis zwischen Lehrer, Schüler und Elternhaus bereits unter den unendlichen Höflichkeitsfloskeln zu einem brauchbaren Drehbuchstoff aufblühen würde. Ein tätlicher Angriff eines Lehrers gegenüber einem Schüler ist nun gerade kein beliebiges Missverständnis,… aber der Reihe nach.

Der Fünftklässler Minato (Soya Kurokawa) erregt mehr und mehr die Aufmerksamkeit seiner allein erziehenden Mutter Saori (Sakura Ando), irgendetwas bedrückt das Kind. Zur Rede gestellt, erfährt die Mutter von einem Vorfall zwischen Minato und Lehrer Hori (Eita Nagayama) und konfrontiert den Direktor mit ihrem Wissen. Besser mit ihrem Halbwissen, denn Minato hat seiner Mutter längst nicht alles erzählt. Und der Film seinen Zuschauern auch nicht. Im Gegenteil. Glaubt man, angesichts der Bilder und Beteuerungen der Beteiligten halbwegs unterrichtet zu sein über den Vorfall, belehrt uns das fein gesponnene Drehbuch immer wieder eines Bessern. Und erzählt den Plot noch einmal aus Sicht einer anderen Person. Und das in bester Rashomon-Manier gleich dreifach. „Rashomon“ von Akutagawa Ryūnosuke, 1950 verfilmt von Akira Kurosawa, setzt ein vermeintliches Verbrechen gekonnt zusammen aus drei subjektiv erzählten Perspektiven. Und führt, wie es auch hier der Fall ist, die Zuschauerinnen immer wieder in die Irre. Selbst mit dem Blickwinkel des Lehrers erschließt sich noch nicht, welche immens wichtige Rolle der Hochhausbrand vom Anfang des Filmes spielt, warum Minato seinen Mitschüler Yori offenkundig heftig mobbt und ob auch Yoris gewalttätiger Vater in die kausale Kette verstrickt ist. Für das fertige Bild fehlt ein dritter Anlauf, erzählt aus Sicht der beiden Jungen, und selbst dann stellt man erleichtert fest, dass in einem Spielfilm von Hirokazu Koreeda (»Shoplifters - Familienbande«) auch jetzt noch Interpretationsspielraum übrig bleibt.

alpa kino

Das Original ist besser!Perfect Days (OmdU)

Do. Fr. Sa. So. Mo. Di. Mi.
17:30

Regie: Wim Wenders, (Japan/Deutschland), 2023

Darsteller: Kôji Yakusho, Min Tanaka, Arisa Nakano u.a.

Perfect Days (OmdU)

Sein Alltag besteht aus den immer gleichen Abläufen: Er reinigt öffentliche Toiletten in Tokio, geht nach der Arbeit in ein Bad und einen Imbiss, fotografiert in seiner Freizeit mit einer analogen Kamera Bäume und erfreut sich an amerikanischer Rockmusik und ausgewählten Büchern (etwa Patricia Highsmith „Ripley’s Game“. Hirayama (Kôji Yakusho) genießt sein einfaches Leben und scheint mit sich im Reinen. Plötzlich steht seine Nichte vor der Tür, sie wird für einige Tage bei ihm bleiben und ihn begleiten. Diese Begegnung legt eine Spur in Hirayamas Vergangenheit. „Just a perfect day/You make me forget myself, I thought I was someone else, someone good.“ Mit Lou Reeds Song „Perfect Day“ grundiert Wim Wenders die Atmosphäre seines neuen Films. Gelassen und entspannt, zart und liebevoll ist sein Blick auf den Protagonisten. Dessen Blick auf Tokio wiederum ist eine tiefe Verneigung vor der Stadt, die der Regisseur selbst immer wieder besucht hat und deren Schönheit er jetzt bewegend und poetisch inszeniert. Kleine Querverweise zu Wenders Filmografie (er inszenierte den Highsmith-Klassiker als »Der amerikanische Freund« 1977) machen Cineasten Freude. Ein ruhiger, ein in sich ruhender Film. Der wunderbare Kôji Yakusho erhielt dafür den Darstellerpreis in Cannes.

Grit Dora

Das Original ist besser!Poor Things (OmdU)

Do. Fr. Sa. So. Mo. Di. Mi.
22:00 22:00

Regie: Yorgos Lanthimos, (Irland/Großbritannien/USA), 2023

Darsteller: Emma Stone, Willem Dafoe, Mark Ruffalo u.a.

Poor Things (OmdU)

Der unorthodoxe Dr. Godwin Baxter (Willem Dafoe mit sehr ambitionierter Maske), ein wahrer Dr. Frankenstein, hat einer schwangeren Selbstmörderin das Gehirn ihres ungeborenen Babys implantiert. Wie sich dieses Wesen entwickelt, soll der Londoner Medizinstudent Max McCandless (Ramy Youssef) protokollieren. Die Fortschritte von Bella Baxter sind erstaunlich, die Pläne des Doktors nicht minder. Als Bella ihre Sexualität entdeckt, gibt es kein Halten mehr. Sie beginnt sich ihrer Zwänge zu entledigen, ihren Bildungshunger zu stillen und entdeckt ihre Leidenschaft für soziale Gerechtigkeit. Auf einer abenteuerlichen Weltreise wird aus einem Kleinkind im Körper einer pubertierenden Jugendlichen eine belesene unabhängige Frau, die Vorurteile abstreift und ihr (Sex)-Leben in die Hand nimmt. Eine gelingende Reise zu sich selbst also, bei der die sie begleitenden Männer (Mark Ruffalo macht als Anwalt Duncan Wedderburn eine erstaunliche Wandlung durch) zunehmend zu Statisten werden.

»Poor Things« ist ein formal brillanter, von irren Sets geprägter Ausstattungskracher und zugleich eine wahnwitzige (überraschend feministische) Sex-Horror-Satire. Yorgos Lanthimos (»The Lobster«) hat nach seiner zehnfach Oscar-nominierten Kostümfilm-Farce »The Favourite« noch mal heftig an der Ausstattungsschraube gedreht - lustvoll und bizarr, wie nur er es kann. Als Wiedergängerin von Frankensteins Braut liefert Emma Stone eine unglaublich konsequente Performance ab - kraftvoll, kämpferisch und großartig komisch.

Grit Dora

English version with German subs

Squaring the Circle: The Story of Hipgnosis

Do. Fr. Sa. So. Mo. Di. Mi.
15:00

Regie: Anton Corbijn, (Großbritannien), 2022

Darsteller: Paul McCartney, David Gilmour, Jimmy Page u.a.

Squaring the Circle: The Story of Hipgnosis

Ein älterer Herr mit einer Mustermappe auf dem Rücken, wie sie oft von Malern benutzt werden, um ihre Werke zu transportieren, füllt die Leinwand aus. Der Mann setzt sich nieder und zeigt seine Originale her - ein letztes Mal… Wenn auch die der Szene unterliegende Musik „Shine On You Crazy Diamond“ dem Kenner längst die Richtung weist, mag es Menschen geben, denen es beim Anblick der Kuh noch nicht dämmert. Und womöglich nicht bei dem Handschlag mit dem brennenden Mann. Spätestens jedoch bei dem Motiv, welches das weltweit bekannteste und beliebteste Plattencover ziert; ein weißer Lichtstrahl von links kommend, den ein Prisma nach rechts in die Spektralfarben zerlegt, ahnen die Letzten im Saal, mit wem es dieser Dokumentarfilm zu tun bekommt. Die Agentur Hipgnosis zeichnete neben ihren epochalen Arbeiten für Pink Floyd auch verantwortlich u.a. für das Artwork von Led Zeppelin, 10CC, Styx, Emmerson, Lake & Palmer, Genesis, Wings, Peter Gabriel oder AC/DC. Die Freunde Storm und Po hingen ab mit den Jungs von Pink Floyd und ihr erstes Cover war die wunderbare Dunkelkammer-Collage zu „A Saucerful of Secrets“.

Regisseur und Fotograf Anton Corbijn, dessen Name immer schon ein wenig mehr nach Musik klang als nach Fiktion, setzt den Ikonen von Hipgnosis ein entsprechend fulminantes Denkmal. Weil es sie nicht mehr gibt. Diese durchgeknallten Artwork-Leute, die ein Schaf und eine Psychiater-Couch mit einem Charterflug nach Hawai bringen lassen, zwei Tage in der Brandung des Pazifiks von dem Schaf auf der Psycho-Pritsche Fotos schießen lassen, um zum Schluss das fertige Bild in Briefmarkengröße auf das Album-Cover zu drucken, nebst riesengroßen Lettern; ARE YOU NORMAL?, und die sich dann darüber kaputtlachen können, weil beides, die Reise des Schafes in die Karibik wie auch dessen Schrumpfung letztendlich auf Daumennagelgröße dry british humor ist.

alpa kino

Das Original ist besser!Anatomie eines Falls - Anatomie d’une chute (OmdU)

Do. Fr. Sa. So. Mo. Di. Mi.
17:00

Regie: Justine Triet, (Frankreich), 2023

Darsteller: Sandra Hüller, Swann Arlaud, Milo Machado Graner u.a.

Anatomie eines Falls - Anatomie d’une chute (OmdU)

Einer Autorin im Gerichtssaal vorhalten zu wollen, ihr Mann sei ja geradezu buchstäblich aus dem Fenster gefallen und dabei zu Tode gekommen, wie es in einer ihrer früheren Novellen beschrieben stehe, hieße nur schwerlich einen Verdacht erfolgreich erhärten. Das halbe Land habe letztlich ihr Buch gelesen. Auch die bei Gericht angeführte Tatsache, dass sonst niemand außer ihr im Hause war, als ihr Mann zu Tode kam, beruht erst einmal auf Hörensagen. Und auf der Aussage Daniels, des Sohnes von Sandra (Sandra Hüller) und Samuel (Samuel Theis), der während eines heftigen Streites der Eltern das Haus mit dem Hund verlassen hatte und bei seiner Rückkehr einen toten Vater vorfand und eine verstörte Mutter. So scheidet er als Augenzeuge wohl ebenfalls aus, obendrein noch, weil Daniel (Milo Machado-Graner) blind ist. Und nur der Hund ihn zu der Leiche im Schnee führte, die er selbst gar nicht bemerkt hätte. Solange die Gerichtsmedizin sich schwer tut, die tödlichen Kopfverletzungen eindeutig einem Suizid zuzuordnen, wohnen also ein potentieller Zeuge und eine vermeintliche Tatverdächtige unter einem Dach. Könnte Sandra wahrlich durch die ihr zur Last gelegte Tat zu einem Monster geworden sein? Könnte sie durch eine perfide Verschwörung bloß als ein solches gelten, oder erst durch den minutiös in den Medien sezierten Gerichtsprozess zunehmend wie das kühle, blonde Monster erscheinen? Welches sie von Beginn an beharrlich bestreitet zu sein. Sandra Hüller wurde hier ein Drehbuch auf den Leib geschrieben, mit dessen Hilfe sie, souverän spielend, sowohl die Schwere darzustellen vermag, die einer zu Unrecht Angeklagten auf den Schultern liegen mag, als auch die emotionale Last spürbar werden lässt, ohne die selbst die kaltblütigst berechnende Täterin nicht in den Zeugenstand treten könnte. Am Ende schielt Justine Triets in Cannes preisgekrönter Film weniger nach der finalen Schlagzeile in den Abendzeitungen, nach dem profanen whodunit, sondern beleuchtet viel aufmerksamer jene schmale Grenze, auf der Recht und Gerechtigkeit bei jedem Gerichtsprozess vor und zurück tänzeln. Und wegen der sie bei der Urteilsverkündung nicht immer gemeinsam ins Ziel kommen.

alpa kino

Talking Heads - Stop Making Sense

Do. Fr. Sa. So. Mo. Di. Mi.
18:15
22:00

Regie: Jonathan Demme, (USA), 1984

Darsteller: Talking Heads, David Byrne, Tina Weymouth u.a.

Talking Heads - Stop Making Sense

Fünf Jahre nach dem größten Konzertfilm aller Zeiten, »The Last Waltz«, drehte Jonathan Demme bereits den nächsten, größten Konzertfilm aller Zeiten. So bewirbt zumindest der angesagte Verleih A24 vierzig Jahre später seine Wiederaufführung des Talking Heads Klassikers. Die perfekt inszenierte Bühnenshow ihres 83er Albums „Speaking in Tongues“, das steht außer Frage, wurde von Demmes Team stilsicher und vor allem sehr fokussiert auf 35mm-Film gebannt. Der heute 71- jährige David Byrne blickt sehr reflektiert auf sein jüngeres Alter ego zurück, das sich im grauen oversized Anzug ein wenig zu sehr in den Mittelpunkt spielte. Damals schwebte ihm vor allem ein quirliges XXL- Musikvideo vor, nicht so sehr das schweißtreibende Stadion-Feeling eines Großkonzertes und so bleibt die Kamera sehr konzentriert bei den Bühnenakteuren und ihren ausgefeilten Choreografien. „Why a big suit?“ oder „What will the band do next?“ fragte vor vierzig Jahren der Kinotrailer, denn die aufwendige Licht-, Kostüm-, Video- und Tanzchoreo verwandelte jeden einzelnen der sechzehn Tracks in eine exquisite Bühnenstory. Selbst die verschiedenen Instrumente scheinen hier über die Bühne zu tanzen. Apropos Tracks; zum ersten Mal wurden alle Songs für einen Film komplett digital mitgeschnitten, was für audiophile Puristen sowieso ein no-go ist, war aus heutiger Sicht womöglich aber auch ein Missgriff, steckte die digitale Technik ja noch ziemlich in ihren Kinderschuhen. Heutige Filter haben das sicher längst behoben. Der Qualität der Talking Heads Songs selbst tat dies jedoch keinen Abbruch, „Once in a lifetime“, „Burning down the house“, das epochale „Life during wartime“ oder das frühe „Psycho Killer“, was Byrnes zweiter Song überhaupt war, sind in den vergangenen vierzig Jahren prächtig gealtert.

alpa kino